Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache. Das digitale Vorwarnsystem „Fast Lane“ verkürzt die Zeit bis zur Therapie um die Hälfte. Ein Arzt erklärt die Vorteile des Systems.
Von Elisabeth Bauer
Alle 27 Minuten erleidet in Österreich ein Mensch einen Schlaganfall, im Jahr sind es rund 19.000. Viele enden tödlich. Als dritthäufigste Todesursache ist der Schlaganfall besonders tückisch, denn er verursacht meist keine Schmerzen.
Bei einem Schlaganfall wird die Blutversorgung in Teilen des Gehirns unterbrochen. Etwa 80 Prozent der Menschen erleiden einen ischämischen Schlaganfall. Hier verstopft ein Blutgerinnsel ein Hirngefäß. Ohne die lebensnotwendige Versorgung mit Sauerstoff sterben Gehirnzellen innerhalb kurzer Zeit ab.
Klassische Alarmzeichen sind halbseitige Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen und Gleichgewichtsprobleme. Oberarzt Dr. Klaus Altmann ist Leiter der Schlaganfallspezialeinheit, der sogenannten Stroke Unit, am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. „Viele Patient*innen glauben, das wird schon wieder und es ist nicht so schlimm, weil sie bei einem Schlaganfall in der Regel keine Schmerzen verspüren.“ Ein Trugschluss.
„Zeit ist Hirn“, lautet der Leitsatz eines Pilotprojekts der „Stroke Unit“ im Innviertel. Notfallsanitäter*innen oder Notärzt*innen kontaktieren die Leitstelle, sobald der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht. Sofort werden Neurolog*innen im Krankenhaus zugeschaltet. Gemeinsam bespricht das Team die Schlaganfallcheckliste, die jede*r Notfallsanitäter*in zuvor ausgefüllt hat. Die Daten werden direkt ins System übertragen, sodass Ärzt*innen alle Informationen bereits vor dem Eintreffen der Patient*innen haben.
„Das ist wohl das erste System, das auf so breiten Füßen steht und die EDV, das Rote Kreuz und die Schulung der Sanitäter*innen umfassend einbindet“, erklärt Altmann. Die Inspiration für das Fast-Lane-, also Überholspurprinzip, kam von den tschechischen Nachbarn. Sie sind europaweit führend in der Schnelligkeit zur Therapie.
Die sogenannte Door-to-Needle-Time, die Zeit bis zur medikamentösen Behandlung, hat sich damit von 51 auf 26 Minuten reduziert, also fast halbiert. Dank der vorab durchgeführten Diagnose kann bereits vor Eintreffen der Patient*innen eine Computertomographie (CT) organisiert werden. Bei ischämischen Schlaganfällen stehen zwei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die häufigste Therapieform in der Akutphase ist eine medikamentöse, die Thrombolyse. Dabei wird versucht, dass die Hirnarterie verstopfende Blutgerinnsel mit Hilfe eines intravenös verabreichten Medikamentes aufzulösen. Bei einem großen Gefäßverschluss ist eine Intervention nötig. Durch die mechanische Thrombektomie wird das Blutgerinnsel mittels Katheter aus dem Blutgefäß entfernt. Dafür wird die*der Patient*in so schnell wie möglich nach Linz überführt, oft mit dem Helikopter.
Innerhalb des ersten Jahres wurden 71 Prozent der Patient*innen, die über das Vorankündigungssystem vorgestellt wurden, richtig als Schlaganfall erkannt. Aufgrund des Erfolgs soll das System nun auf ganz Oberösterreich ausgeweitet werden.
Der Notsanitäter stellt mithilfe seiner Checklist den Verdacht auf Schlaganfall fest.
In der Verbindungsstelle wird die Notsanitäterin mit Dr. Klaus Altmann im Spital verbunden.
Nach der Blutabnahme schickt der Arzt die Patientin direkt zur Computer-Tomographie (CT).
Das CT zeigt den Schlaganfall und weist den Weg für die Behandlung.
Die Patientin wird medikamentös mittels Thrombolyse behandelt.
Coverfoto: OA Dr. Klaus Altmann an der "Fast Line" (Foto: Markus Rambossek)