Kunstlinsen verhelfen zu neuer Sehschärfe. Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried werden sie mittels innovativer OP-Technik minimalinvasiv und individuell angepasst eingesetzt. Ein sportlicher Patient spricht über seine Erfahrungen.
Von Elisabeth Bauer
Friedrich Tschernuth, Lehrer in einem Gymnasium und langjähriger Tennisspieler, bemerkte vor vier Jahren erstmals: „Mit meinem Sehvermögen stimmt etwas nicht.“ Es begann schleichend, wurde aber in den letzten zwei, drei Jahren immer schlechter. Er wandte sich an seinen Hausarzt. Der empfahl dem 63-Jährigen die Konsultation von Primar Doz. Dr. Robert Hörantner, Leiter der Augenabteilung am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried im Innkreis.
Grauer Star oder Verletzungen
Dessen Diagnose lautete Grauer Star an beiden Augen. Bei der in der Medizin als Katarakt bezeichneten Krankheit trübt sich die Linse allmählich ein. Das führt zu verschwommenem Sehen, wie durch einen Nebelschleier. Grauer Star tritt besonders häufig im Alter auf. Auch durch eine Verletzung kann die Augenlinse zerstört werden.
Die Folgen sind dramatisch. Ohne gesunde Linse verliert das Auge die Fähigkeit, auf unterschiedliche Entfernungen scharf zu stellen. Es kommt zu extremer Weitsichtigkeit, die nur durch sehr starke Brillen oder Kontaktlinsen teilweise ausgeglichen werden kann.
Nach ausführlicher Beratung bekam Tschernuth von Hörantner zwei OP-Termine für jeweils ein Auge mit einer Woche Abstand. Tschernuth hatte keine Verletzung an den Augen und sah den beiden Eingriffen positiv entgegen: „Die zwei Linsen sind ja technische Teile, die in das Auge implantiert werden. Hier gibt es keine Nähte. Ich hatte nie Bedenken, dass etwas schiefgehen könnte.“
Diese Technik verhindert das Verrutschen der Linse.
Robert Hörantner
Vor dem Eingriff messen Augenärzt*innen die Sehorgane der Patient*innen exakt ab und passen die Linsen individuell an. Die Operation dauert weniger als eine Stunde und wird unter lokaler Betäubung des Augapfels durchgeführt. „Während der OP erklärte mir der Arzt laufend die nächsten Schritte: Jetzt spüren Sie einen Druck. Jetzt setzen wir die Linse in das Auge ein und so weiter“, erinnert sich Tschernuth. Danach musste er für zwei Tage eine Binde über dem jeweils operierten Auge tragen, um es ruhigzustellen. „Die größte Herausforderung war, sich nicht ins Auge zu fassen, um es keimfrei zu halten.“ Der Vorzeigepatient hielt sich strikt daran.
Bei Tschernuth wurde die durch Grauen Star verursachte fehlende Tiefenschärfe mit speziell für erhöhte Tiefenschärfe geschliffenen EDoF-Linsen ausgeglichen. „Durch eine veränderte Schärfekurve stellen sie auch auf Dinge scharf, die in mittlerer Nähe sind“, erklärt Hörantner.
Verbesserte Motorik durch neue Sehkraft
Tschernuth spielt schon wieder Tennis, besser denn je. Er bemerkt eine verbesserte Motorik. „Der Unterschied von damals zu heute ist groß. Wie wenn ich das Bild eines alten Röhrenfernsehers mit dem eines HD-Screens vergleiche. Das ist hundert zu eins.“
Im Innviertler Schwerpunktkrankenhaus erhalten jährlich tausende Patient*innen ein künstliches Implantat, um ihre Sehschärfe zurückzuerlangen. Schwierig ist die Behandlung jedoch, wenn bestimmte Gewebestrukturen, die als natürlicher Halteapparat die Linse im Auge fixieren, schlecht ausgebildet oder beeinträchtigt sind. Ursachen können Verletzungen durch Sport- oder Arbeitsunfälle oder Erkrankungen sein.
Primarius Doz. Dr. Robert Hörantner arbeitet hier mit einer alternativen Befestigungsmethode für die Kunstlinsen. „Dabei werden ihre beiden winzigen Haltebügel kurz erhitzt und in der äußeren Hülle des Augapfels verankert. Die dadurch entstehende knotenförmige Aufschmelzung verhindert das Verrutschen der Linse.“ Mit der sogenannten Yamane-Methode wird die Sehkraft auch im Falle einer Beschädigung der Struktur des Auges wiederhergestellt. Sie wird in der Augenabteilung mittlerweile regelmäßig angewandt.
Bild: BHS Ried, C. Hirnschrodt