Eine Art Navigationssystem weist den Weg am Operationstisch. Mittels 3D-Liveröntgens und der Augmented-Reality-Brille können Chirurg*innen heikle stabilisierende Eingriffe an der Wirbelsäule jetzt noch präziser durchführen.
Von Heike Kossdorff
Die Diagnosen Wirbelgleiten oder Wirbelkörperfraktur bedeuten für Patient*innen in der Regel eine Operation. Durch den Einsatz spezieller Schrauben werden die unnatürlich beweglichen Rückenwirbel fixiert beziehungsweise die betroffenen Wirbelsegmente stabilisiert. Für den Erfolg der Operation ist ihre präzise Positionierung ausschlaggebend. Eine neue Technik unterstützt nun Wirbelsäulenchirurg*innen bei der Navigation und gewährleistet so besondere Exaktheit.
Positionierung per Fadenkreuz
Das Orthopädische Spital Speising ist eine von nur zwei Kliniken in Österreich, in denen das neuartige System im Einsatz ist. Dr. Lukas Panzenböck, Oberarzt am dortigen Wirbelsäulenzentrum, operiert damit bereits seit einigen Monaten. „Bei der neuen Methode verwenden wir ein 3D-Röntgengerät, das während der Operation Livebilder macht. So entsteht intraoperativ ein 3D-Modell. Damit können wir genau planen, wo wir die Schrauben setzen. Die Daten spielen wir dann in das Navigationssystem ein. So können wir unsere Route sehen.“ Das OP-Instrument ist zudem mit Kamera und Navigationssensoren ausgestattet. Und die Operateur*innen tragen eine Augmented-Reality- (AR-) Brille. „Dadurch ist am Bildschirm die Ausrichtung des Instrumentes zu sehen. Das Fadenkreuz in der Brille hilft, die exakte Position für die Schrauben zu finden und auch zu halten“, erklärt Panzenböck.
Kleinere Präzisions-OP
Das innovative Verfahren wird in Kürze in einer verfeinerten Version zur Verfügung stehen. Dann werden Chirurg*innen direkt im Sichtfeld der AR-Brille auch die Liveröntgenbilder angezeigt. Laut Panzenböck funktioniert das „wie bei einem Head-up-Display im Auto“: Es blendet fahrzeug- und verkehrsbezogene Informationen in den Bereich der Windschutzscheibe direkt ein. „Im OP muss der Blick zwischen Operationsfeld und Bildschirm nicht gewechselt werden.“
Die Vorteile der hochmodernen Technik liegen auf der Hand: „Die Operation wird damit kleiner gehalten, weil wir weniger Muskeln abpräparieren müssen. Dadurch haben Patient*innen hinterher weniger Wundschmerz und die Stabilität im Knochen ist besser.“ Außerdem lassen sich nun auch schwierige Schraubenpositionen intraoperativ exakt setzen. „In Zukunft werden wir mit diesem kombinierten System auch Bandscheibenimplantate perfekt positionieren können.“