Prominente Fälle bestätigen die Statistiken. Denn die häufigste Krebsdiagnose für junge Männer lautet Hodenkrebs. Frühe Diagnostik erhöht die Heilungschancen. Wie die Vorsorge gelingt, erklärt der Linzer Urologe Dr. Andreas Gusenleitner.
Von Susanne Danninger
Oberarzt Dr. Andreas Gusenleiter: Bösartige Hodentumore treten, im Gegensatz zu den meisten Krebserkrankungen, gehäuft im jungen Alter auf. Meistens zwischen 25 und 45 Jahren. Deshalb raten wir als Urolog*innen jungen Männern, regelmäßige Selbstuntersuchungen durchzuführen, insbesondere wenn es in der Familie Betroffene gibt und somit eine genetische Belastung vorliegen könnte.
Betroffene Männer finden Verhärtungen oder Schwellungen des Hodens. Auch ein Spannungs- oder Ziehgefühl kann auftreten, das bis in den Leistenbereich strahlt. Meist sind Hodentumore jedoch zunächst schmerzlos. Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit oder Rückenschmerzen sind ebenso möglich und müssen ernst genommen werden. Ein Termin bei einer Fachärztin* oder einem Facharzt* wird dann dringend empfohlen.
Bei Männern zwischen dem 20. und 44. Lebensjahr ist Hodenkrebs die häufigste bösartige Erkrankung. Allerdings gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto höher die Heilungschancen. Daher legen wir besonders der jüngeren Generation ans Herz, sich einmal pro Monat selbst zu untersuchen.
Am besten funktioniert die Kontrolle der Hoden stehend, unter der warmen Dusche. Der Hodensack wird von unten mit der geöffneten Handfläche abgetastet. Dabei lassen sich Unterschiede der beiden Hoden ertasten. Anschließend sollten die Hoden einzeln und vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger hin- und hergerollt werden. Hier können Verhärtungen oder Knoten auffallen. Zum Schluss sollte vor dem Spiegel auf äußere Auffälligkeiten kontrolliert werden.
Am besten unter der warmen Dusche tasten und untersuchen.
Andreas Gusenleiter
Eventuell könnten Größe, Form oder Aussehen der Hoden verändert sein. Wichtig ist hier allerdings, die Nebenhoden nicht mit einer ungewöhnlichen Veränderung zu verwechseln. Sie liegen von Natur aus wie eine Mütze auf der Hodenaußenseite.
Urolog*innen tasten den Hoden erneut ab und führen eine Ultraschalluntersuchung durch. Zusätzlich sucht das Labor nach bestimmten Tumormarkern im Blut. In den meisten Fällen kann danach abgeschätzt werden, ob es sich um Krebs handelt. Sollten noch Unklarheiten bestehen, können wir diese während der operativen Entfernung des Gewebes abklären.
Der erste Schritt ist die operative Entfernung des betroffenen Hodens. Bei der sogenannten Orchiektomie werden Nebenhoden und Samenstrang entfernt. Auf Wunsch der Patienten kann eine Hodenprothese in den verbleibenden Hodensack eingesetzt werden. Eine ergänzende Chemo- oder Strahlentherapie ist in vielen Fällen nicht nötig. Oft reicht nach der Operation eine engmaschige Beobachtung.
Verbleibt nach der Operation ein gesunder Hoden und waren weder Chemo- noch Strahlentherapie notwendig, ist die Zeugungsfähigkeit meist weiterhin gegeben. Sollte allerdings im Vorhinein klar sein, dass eine zusätzliche Therapie benötigt wird, empfiehlt es sich, vor Beginn der Behandlung Spermien in einer Samenbank einzufrieren, um sich abzusichern.
neue Diagnosen wurden im Jahr 2022 gestellt.
Foto: Nationalteam-Tormann Heinz Lindner war 2023 Vater geworden, als ihn die Diagnose Hodenkrebs zur OP führte. Wenig später begann er wieder zu Trainieren.
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